Gesundheitliche Auswirkungen der Klimakrise

Die veränderten Umweltbedingungen sind in Deutschland bereits direkt spürbar, z.B. durch Luftverschmutzung, Hitzewellen, Extremwetterereignisse und Dürre. Die Aufmerksamkeit für die Klimakrise ist zwar in jüngster Zeit deutlich gestiegen (dank Bewegungen wie Fridays for Future und Extinction Rebellion), über die Verbindung zwischen Klimakrise und Gesundheitsfolgen ist in der Öffentlichkeit jedoch noch wenig bekannt. Dabei hat die Veränderung des Klimas direkte schädigende Auswirkungen auf unsere Gesundheit… und zwar auf fast jedes Organsystem.
Was hat die Klimakrise mit Gesundheit zu tun?
Durch die Klimakrise sind die bisher erreichten Erfolge der Medizin bedroht, denn Klimaeinflüsse auf unsere Gesundheit reduzieren Lebenserwartung und Lebensqualität.
Wie stark die menschliche Gesundheit geschädigt wird, hängt u.a. vom Ausmaß der Umweltkatastrophe aber auch von der Empfänglichkeit jedes Einzelnen ab. Die Folgen der Klimakrise treffen v.a. die Verletzlichsten, also ältere und kranke Menschen sowie Schwangere und insbesondere auch Kinder.
Krankheitsfolgen durch Hitze
- Während Hitzewellen steigt die Sterblichkeit um knapp 15% an.
- Bereits in den kommenden Jahren werden jährlich fünf zusätzliche Hitzewellen zwischen Frühling und Herbst in Nord- und bis zu 30 zusätzliche Hitzewellen in Süddeutschland prognostiziert (Lancet Policy Brief 2019). Ältere Menschen und solche mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen sind besonders gefährdet.
Um die Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung zu minimieren, hat das Umweltbundesamt Empfehlungen für einen Hitzeaktionsplan entwickelt. Er soll Kommunen befähigen, koordiniert vorzugehen.
Der Plan besteht aus acht Handlungsempfehlungen:
- Schaffung einer zentralen Leitstelle
- Das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes muss genutzt werden
- Information der Bevölkerung, Alten- und Pflegeheime, Kindergärten, Ärzte und Gesundheitsdienste
- Reduzierung von Hitze in Innenräumen
- Besondere Beachtung von Risikogruppen
- Vorbereitung der Gesundheits- und Sozialsysteme
- Langfristige Stadtplanung und
- Auswertung des Erfolgs der Maßnahmen
Erstmals enthält der Monitoringbericht 2019 des Umweltbundesamtes Aussagen zu hitzebedingten Todesfällen: Im Jahr 2003 sind demnach 7.500 Menschen mehr gestorben als ohne Hitzeperiode zu erwarten gewesen wäre. In den Jahren 2006 und 2015 gab es jeweils 6.000 zusätzliche Todesfälle.
Auf der Seite des Umweltbundesamtes finden Sie Tipps, wie Sie gesund durch den Sommer in der Stadt kommen.
Krankheitsfolgen durch Extremwetterereignisse
Durch die Erderwärmung treten Überschwemmungen, Stürme, Starkregen, Hitzeperioden und Dürren gehäuft auf. Die Folgen sind Verletzungen und Todesfälle, zerstörte Infrastrukturen, Nahrungs- und Wassermangel, politische und soziale Instabilität, Ressourcenkonflikte, Flucht und Vertreibung. Alle diese Faktoren haben grundlegenden Einfluss auf die menschliche Gesundheit und das Wohlergehen.
Krankheitsfolgen durch Luftverschmutzung
In der EU können jedes Jahr allein 400.000 Todesfälle auf verschmutzte Luft zurückgeführt werden (Europäische Umweltagentur (EEA). Zu den häufigsten Folgen zählen dabei Krebs, Herzerkrankungen und Schlaganfälle.
Luftverschmutzung verkürzt die durchschnittliche Lebenszeit eines Europäers um zwei Jahre. Sie ist das größte umweltbedingte Risiko für die Gesundheit und trägt signifikant zu Herz-Kreislauf, Atemwegs- und Lungenerkrankungen sowie Asthma bei.
Infektionskrankheiten
- Gestiegene Durchschnittstemperaturen ermöglichen die Ausbreitung von Überträgern von Infektionskrankheiten (Insekten) und damit der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und der Borreliose. Aber auch exotische Infektionskrankheiten wie das Dengue-Fieber, oder das West-Nil-Virus breiten sich in Europa bereits aus.
- Die vermehrte Algenblüte in der Ostsee ist Folge höherer Temperaturen. Hier fühlen sich Vibrionen wohl, diese wiederum lösen Darminfektionen beim Menschen aus. Video zu Infektionen über das Wasser s.u. auf dieser Seite.
Wie beeinflussen Klimafaktoren die Gesundheit unserer Kinder?
Die Klimakrise hat besonders großen Einfluss auf die Gesundheit unserer Kinder, denn unsere Kleinsten reagieren empfindlich auf Klimaveränderungen. Hitze und Trockenheit haben in den vergangenen Jahren alle Rekorde gebrochen. Der Sommer 2019 gehört zu den trockensten, sonnenscheinreichsten und wärmsten Sommern seit Beginn der Aufzeichnungen. Und auch das vergangene Frühjahr war laut Deutschem Wetterdienst (DWD) das sechsttrockenste seit Aufzeichnungsbeginn 1881.
Kinder leiden durch Hitze und Trockenheit
Kinderärzt/innen warnen: Hitzetage und UV-Strahlung gefährden die Gesundheit der Kinder
Direkte Auswirkungen der Hitze sind beispielsweise Hitzschlag, Dehydrierung, Bewusstlosigkeit, Hitzekrämpfe und hohe Körpertemperatur. Längere Hitzeperioden stellen für Kleinkinder ein besonders hohes Risiko dar: Denn kleine Kinder haben eine größere relative Körperoberfläche, was dazu führt, dass sie später schwitzen als Erwachsene. Gleichzeitig haben sie ein vermindertes Durstgefühl. „Durch Flüssigkeitsmangel werden Herz und Kreislauf unserer Kleinsten stärker belastet“ sagt Dr. Ursula Reuter, Kinderärztin. „Kinder brauchen außerdem längere Zeit zur Akklimatisierung als Erwachsene“.
Dicke Luft – Gefahr für die Kinder
Die Atemwege befinden sich bei Kindern noch in der Entwicklung und reagieren auf Schadstoffe in der Luft besonders empfindlich. Kinder atmen schneller als Erwachsene, sodass sie in gleicher Zeit mehr luftverschmutzende Partikel und Gase aufnehmen.
Feinstäube und Stickstoffdioxid gefährden die Kindergesundheit
(Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie)
Kinder- und Jugendärzte, Kinderpneumologen, Allergologen und Umweltmediziner beziehen wissenschaftlich fundiert Position:
Kinder sind die zukünftigen Erwachsenen von morgen, Schädigungen ihrer in Wachstum und Reifung befindlichen Organe können teilweise zeitlebens nicht mehr wettgemacht werden. Diese Aussagen gelten in Kenntnis vieler aktueller Untersuchungen, die meisten davon sind in der WHO-Publikation „Luftverschmutzung und Kindergesundheit“ vom Oktober 2018 erfasst. Studien mit Kindern belegen z.B., dass schon NO2– Konzentration größer 20 µg/m³ in der Außenluft zu vermehrten Hospitalisierungen wegen schweren unteren Atemwegsinfektionen führen, die Folgeerkrankungen der Lunge und Atemwege verursachen.
Allergisches Asthma bei Kindern – Gefährdung durch Luftverschmutzung und Pollenflug
Die Erderwärmung führt zu einer Intensivierung von Allergien. Ursache ist einerseits die Verlängerung des Pollenflugs und außerdem die Ausbreitung allergener Pflanzen wie z.B. Ambrosia.
Schon heute liegt die Häufigkeit allergischer Erkrankungen bei Jungen und Mädchen bis zu 17 Jahren bei 26 Prozent. Bei 12,6 Prozent wurde schon einmal Heuschnupfen, bei 6,3 Prozent Asthma festgestellt.
Bei Kindern mit Asthma sind die Bronchien bereits entzündet und reagieren überempfindlich auf Schadstoffe. Die Zunahme der Durchschnittstemperatur hat außerdem zur Folge, dass die Pollensaison im Frühjahr vorzeitig beginnt und länger anhält. Das Auftreten von neuen Allergenen wird somit durch die Klimakrise begünstigt.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Kapitel: Allergien.